17. Dezember

Mach mal Sonntag © St. Bernward

O…

Nicht erst seit Heinrich von Kleists Novelle „Die Marquise von O….“ ist der runde Vokal ein Laut verschiedener Bedeutungen. Das „O“ kann ein Staunen sein, eine Überraschung, ein Laut des Schmerzes oder ein Ruf der Sehnsucht... Von allen diesen Dimensionen sprechen die sog. „O-Antiphonen“, die vom heutigen Tag an, dem sog. „Hohen Advent“, bis zum 23.12. die Kirche im Abendgebet begleiten. In sieben Anrufungen wird die Geburt Christi herbeigesehnt, staunend und manchmal auch schmerzlich, weil unsere Welt so unvollkommen ist. Ihre Anfänge sind die folgenden:

17.12.O Sapientia O Weisheit                                                                  
18.12.O Adonai O Adonai
19.12O Radix Iesse O Wurzel Jesse
20.12.O Clavis DavidO Schlüssel Davids
21.12.O Oriens O Morgenstern
22.12.O Rex gentium O König der Völker
23.12.O Emmanuel O Emmanuel

Der Text ist ganz biblisch, die Melodie dieser Rufe ist altehrwürdig und eigentümlich und spricht von einer tiefen menschlichen Sehnsucht. Am Ende äußert sich jede Anrufung mit der flehentlichen Bitte: „Komm”! – Hören Sie einmal auf youtube hinein.

Heute am 17.12. wird Christus als die Weisheit besungen:

“O Sapientia - O Weisheit, hervorgegangen aus dem Munde des Höchsten – die Welt umspannst du von einem Ende zum andern, in Kraft und Milde ordnest du alles: o komm und offenbare uns den Weg der Weisheit und Einsicht.“

Besonderer Clou: Wenn Sie die Anfangsbuchstaben der 7 lateinischen O-Antiphonen am 23.12. von hinten nach vorne lesen, dann kommt ein kurzer Satz heraus, den derjenige spricht, den wir an Weihnachten erwarten: Jesus Christus.

„ERO CRAS.“ – „MORGEN WERDE ICH DA SEIN.“

                                                                                                                                                               (Kaplan Bleckmann)