22. Dezember

Mach mal Sonntag © St. Bernward

Herbergssuche

Im alpenländischen Raum gibt es eine schöne Tradition in den letzten Tagen vor Weihnachten, oft 9 Tage vorher mit dem 15.12. beginnend. Es ist die Herbergssuche.

„Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen. Diese Aufzeichnung war die erste; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, WEIL IN DER HERBERGE KEIN PLATZ FÜR SIE WAR.“ (Lk 2,1-7)

In Erinnerung an Josef und die schwangere Maria, die keine Herberge fanden, „wandert“ ein Bild oder eine Figurengruppe der beiden von Haus zu Haus. Verbunden wird das mit einer kleinen Andacht oder z.B. dem Beten des Rosenkranzes. Volkstümliche Melodien im Wechselgesang, künden von der Dramatik, die wir aus den Krippenspielen unserer Tage kennen: Maria und Josef suchen in ganz Bethlehem die Herbergen ab, aber niemand hat Platz für die beiden und den unerkannten Sohn Gottes.

Auch wir können uns im Advent fragen, wer da bei mir an meine Herzenstür klopft. „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn einer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und Mahl mit ihm halten und er mit mir.“ (Offb 3,20)

So spricht Jesus zu jedem von uns, immer wieder. Ganz klein und unscheinbar kommt Gott manchmal daher in unserem Alltag, wie damals in Bethlehem in der Hektik des Alltags, verborgen im Schoß seiner Mutter. Und unsere Herzenstür? Steht sie offen oder ist sie verschlossen? Es ist geheimnisvoll, aber sie hat nur eine Klinke von innen.

Kann ich die Stimme Gottes hören? Kann ich die Klinke finden und Gott einlassen? Was für ein Gastgeber bin ich? Und wie sieht es bei mir in meiner Herzens-Herberge aus?

                                                                                                                                                               (Kaplan Bleckmann)